Niederösterreichische Innovationen prägen die Zukunft der Medizin

Wien, 11. Juni 2024 – Das Technische Museum Wien eröffnet die neueste Runde seines Präsentationsformats „Innovation Corner“. In Zusammenarbeit mit der niederösterreichischen Technologiefinanzierungsgesellschaft tecnet equity und dem Technologie-Inkubator accent werden herausragende Projekte aus den Bereichen Medizintechnik und Life Sciences vorgestellt.

Wien, 11. Juni 2024 – Das Technische Museum Wien eröffnet die neueste Runde seines Präsentationsformats „Innovation Corner“. In Zusammenarbeit mit der niederösterreichischen Technologiefinanzierungsgesellschaft tecnet equity und dem Technologie-Inkubator accent werden herausragende Projekte aus den Bereichen Medizintechnik und Life Sciences vorgestellt. Die Ausstellung läuft vom 3. Juni bis zum 29. September 2024.

Österreich beheimatet zahlreiche Start-ups, die in unterschiedlichsten Bereichen Herausragendes leisten. Der „Innovation Corner“ im Technischen Museum Wien bietet diesen innovativen Köpfen eine Bühne, um ihre Ideen einem breiten Publikum zu präsentieren. In dieser Runde werden zehn zukunftsweisende Projekte aus Niederösterreich vorgestellt, die von bahnbrechenden Lösungen in der Augenheilkunde über medizinische Technologien für die Raumfahrt bis hin zu diagnostischen Innovationen reichen, die das Potenzial haben, die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu verbessern.

„Niederösterreich hat sich zu einem bedeutenden Zentrum für Forschung und Innovation entwickelt“, erklärt Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau von Niederösterreich. „Unsere Region beherbergt eine Vielzahl renommierter Forschungseinrichtungen und innovativer Unternehmen, die entscheidend zur Entwicklung neuer Technologien und Lösungen beitragen. Mit dem Ausstellungsformat ‚Innovation Corner‘ zeigen wir, welche großartigen neuen Produkte und Lösungen in niederösterreichischen Forschungseinrichtungen und Start-ups entwickelt werden. Wir möchten Nachwuchs-Forscher und Nachwuchs-Gründer für unsere Region begeistern.“

Doris Agneter, Geschäftsführerin von tecnet equity, betont: „Eines unserer Ziele ist es, Innovationen sichtbar zu machen. Daher arbeiten wir schon seit Jahren mit Forschungseinrichtungen und Start-ups zusammen, um sie auf ihrem Weg von hervorragenden Forschungsergebnissen zu nutzenstiftenden Innovationen zu begleiten.“ Michael Moll, Geschäftsführer von accent, ergänzt: „Die hier im Innovation Corner versammelten Beiträge machen lebendig und greifbar, wie Forschung und Innovation unser tägliches Leben verbessern.“

Peter Aufreiter, Generaldirektor des Technischen Museums Wien, unterstreicht die Bedeutung der Ausstellung: „Mit ausgewählten Innovationen aus den Bereichen Medizintechnik und Life Sciences zeigt das Technische Museum Wien neueste Entwicklungen österreichischer Forschungsinstitutionen und Start-ups. Diese außergewöhnlichen Ideen im Innovation Corner zu präsentieren, ist nicht nur Teil unseres Bildungsauftrags, sondern soll auch Brücken zwischen den BesucherInnen des Museums und der Forschung bauen.“

Eröffnung und Expertenrunde

Die Eröffnung stand ganz im Zeichen der Third Mission. Die Third Mission bezeichnet die gesellschaftliche Verantwortung von Hochschulen und Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Erkenntnisse und Forschungsergebnisse aktiv in die Gesellschaft und Wirtschaft zu übertragen, um Innovationen und konkrete Problemlösungen zu fördern und das Leben der Menschen zu verbessern. Zu den Gästen zählten Expertinnen und Experten wie Barbara Diehl von der Agentur für Sprunginnovationen SPRIND, Victoria Weber, Vizerektorin der Universität für Weiterbildung Krems, und Sabine Siegl-Amerer, Prorektorin der Karl Landsteiner Privatuniversität, sowie Robert Wagner, Geschäftsführer der Danube Privat University, und Doris Agneter. Durch das Programm führte Klaus Kotek, Professor an der IMC FH Krems.

Die Ausstellung ist bis zum 29. September 2024 im Technischen Museum Wien zu sehen und bietet spannende Einblicke in die Zukunft der Medizintechnik und Life Sciences.

Die präsentierten Projekte:

RALV Device | ACMIT

Mit zunehmendem Alter kann sich das Auge an verschiedene Sehentfernungen erschwert anpassen. Im weiteren Verlauf tritt zusätzlich eine Trübung der Augenlinse, grauer Star, auf. Schon seit einiger Zeit sind diese Alterserscheinungen operativ durch den Austausch der natürlichen Linse mit einer Kunstlinse (Intraokularlinse) behebbar. Welche Linse für welchen Patienten optimal ist, war bis dato nicht genau vorhersagbar. Anders als etwa mit Brillen, konnte das Sehen mit Intraokularlinsen bislang nicht vor ihrer Implantation von der betroffenen Person getestet werden. Das österreichisches Start-up DEZIMAL, entstanden aus ACMIT und 1stQ Deutschland, hat zur Lösung dieses Problems ein innovatives Produkt vorgestellt: RALV ist ein neuartiges optisches Gerät, das es ermöglicht, bereits vor einer Operation das Sehen durch verschiedene Kunstlinsen zu erleben und so den individuell optimalen Linsentyp auf den Patienten abzustimmen. Dies steigert die PatientInnenzufriedenheit und reduziert das Risiko einer Nachoperation.

Website: www.dezimal.me

Pulswellenanalyse | AIT Austrian Institute of Technology

Die Beurteilung der Anpassung des Herz-Kreislauf-Systems an die Schwerelosigkeit stellt eine der größten Herausforderungen in der Raumfahrt dar. Mit der Pulswellenanalyse haben ForscherInnen des Austrian Institute of Technology (AIT) eine vielversprechende Lösung entwickelt: Eingebaut in das Langzeitblutdruckmessgerät Mobil-O-Graph der Firma I.E.M. misst der von AIT entwickelte ARCSolver-Algorithmus die Elastizität der Arterienwände. Neben der herkömmlichen Blutdruckmessung erfasst das Gerät auch die Pulswellengeschwindigkeit und damit einen entscheidenden Indikator für die Gefäßgesundheit, da die Berechnung des Blutdrucks im Oberkörper für die inneren Organe von großer Bedeutung ist. Die Messungen geben nicht nur Aufschluss über die physiologischen Anpassungen an die Weltraumumgebung, sondern ermöglichen auch Erkenntnisse zur Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze auf der Erde.

Website: https://www.ait.ac.at/en/research-topics/cardiovascular-diagnostics

Optogenetik | IMC Fachhochschule Krems

Erkrankungen wie Krebs, Entzündungen oder auch Epilepsie stellen für die Medizin nach wie vor Herausforderungen dar. Die Optogenetik – eine Kombination genetischer und optischer Forschungsmethoden – hat in diesem Kontext bereits zu wesentlichen Erkenntnissen beigetragen, wie aktuell auch ein Projekt der University of Applied Sciences (IMC) Krems zeigt: Dabei werden optogenetische Zell- und Gewebemodelle verwendet, um das regenerative bzw. krankheitsfördernde Potenzial spezifischer Rezeptoren zu untersuchen. Diese lassen sich durch die Verwendung von Licht schnell, räumlich sowie zeitlich präzise ein- und ausschalten, was eine genauere Untersuchung jener Mechanismen ermöglicht, die beispielsweise für eine Entzündung verantwortlich sind. Gleichzeitig erleichtert diese Methode auch die Suche nach neuen Medikamenten, so dass Substanzen sowohl auf ihre entzündungshemmende als auch auf ihre krebshemmende Wirkung hin untersucht werden können.

Website:https://research.imc.ac.at/de/projects/entwicklung-einer-optogenetisch-kontrollierbaren-msc-zelllinie-f%C3%BC

https://research.imc.ac.at/de/projects/entwicklung-leistungsf%C3%A4higer-diagnostikverfahren-und-neuer-therap

PANPOC | Universität für Weiterbildung Krems

In den letzten Jahren wurden die Auswirkungen von Epidemien und Pandemien auf der ganzen Welt deutlich. Sie haben gezeigt, wie wichtig es ist, in solchen Ausnahmesituationen entscheidungsfähig zu sein.

In den letzten Jahren wurden die Auswirkungen von Epidemien und Pandemien auf der ganzen Welt deutlich. Sie haben gezeigt, wie wichtig es ist, in solchen Ausnahmesituationen entscheidungsfähig zu sein. Um das zu gewährleisten, bedarf es der Möglichkeit, die dafür notwendigen Informationen verlässlich und rasch zusammenzuführen. Das gelingt durch die Verknüpfung zuverlässiger Tests mit der Modellierung möglicher Auswirkungen. Das Projekt PAIR, welches von der Universität für Weiterbildung Krems initiiert wurde, soll das mit zwei interaktiven Instrumenten ermöglichen: Mithilfe des Point-of-Care-Instruments (PANPOC) erfolgt ein schneller Nachweis von RNA-Viren. Dieses wird ergänzt durch das auf künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) basierende Modell PANRISK, welches das Pandemierisiko räumlich und zeitlich bewertet. Im Zusammenspiel sollen die beiden Werkzeuge in Zukunft zur Entscheidungsfähigkeit beitragen.

Website: https://pairproject.eu/

MedikamenteCheck | Permedio

"In der medizinischen Behandlung zeigt sich, dass die individuellen Reaktionen auf Medikamente von Mensch zu Mensch stark variieren. Um die Wirksamkeit von Medikamenten zu verbessern und potenzielle Neben- sowie Wechselwirkungen zu minimieren, entwickelte Permedio den MedikamenteCheck: Durch die DNA-Analyse einer Speichel- oder Blutprobe können Vorhersagen über die persönliche Reaktion auf ein Medikament getroffen werden. In einem digitalen Tool können ÄrztInnen wie PatientInnen überprüfen, welche Wirkstoffe in ihrem Fall gut verträglich und miteinander kombinierbar sind. So wird zum ersten Mal eine transparente und personalisierte Gesundheitsversorgung auf Basis der genetischen Daten von PatientInnen lebenslang möglich."

Website: www.medikamentecheck.at

VREEZE | FH St. Pölten, Karl Landsteiner Universität, Universitätsklinikum St. Pölten

Parkinson ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung, die in fortgeschrittenen Stadien oft von einer Gangstörung begleitet wird, bei der erkrankte Personen vorübergehend unfähig sind, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Das sogenannte „Freezing of Gait“ (FOG), übersetzt das „Einfrieren des Gangs“, schränkt die Mobilität ein und erhöht das Risiko für Stürze und Verletzungen. Die vielfältigen Auslöser dafür sind zwar bekannt, lassen sich aber im Labor für Forschungszwecke nicht zuverlässig hervorrufen. Das von der Fachhochschule St. Pölten, der Karl Landsteiner Universität, und dem Universitätsklinikum St. Pölten initiierte Projekt „VReeze“ stellt sich mittels Virtual Reality (VR) dieser Herausforderung: In einer virtuellen Umgebung sollen verschiedene Auslöser simuliert und Versuchsteilnehmende mit diesen konfrontiert werden. Das Ziel ist die Entwicklung eines Open-Source-Werkzeugkastens, der am Ende für Wissenschaft und Therapie(-evaluierung) frei zur Verfügung stehen wird um das Phänomen FOG gezielt auslösen und somit in Zukunft besser untersuchen und therapieren zu können.

Website: https://research.fhstp.ac.at/projekte/vreeze

PI-SENS | Danube Private University

Die medizinische Diagnostik ist oft mit invasiven Verfahren verbunden, die sowohl riskant als auch aufwendig sind. „Personalised Medicine enabled by Intelligent Sensing Systems“ (PI-SENS) ist ein von der Danube Private University initiiertes Projekt, das dieses Problem lösen soll. Dabei handelt es sich um einen Chip, der mittels Biosensoren beispielsweise bereits in einer Speichelprobe enthaltene, umfassende Gesundheitsdaten diagnostizieren kann. NutzerInnen können so in Echtzeit ihre individuelle Gesundheit im Blick behalten. So schafft PI-SENS eine wesentliche Grundlage, um – sogar räumlich unabhängig von den traditionellen Gesundheitseinrichtungen – potenziellen Problemen frühzeitig entgegenzuwirken.

www.dpu-research-list.at  

Proteinkonjugate | VALANX Biotech

Proteine steuern eine Vielzahl biologischer Prozesse im menschlichen Körper – sei es der Transport von Nährstoffen oder die Bekämpfung von Viren und Bakterien. Proteine können aber auch als Medikamente eingesetzt werden. Dafür bedarf es der gezielten Kopplung der Proteine mit chemischen Substanzen, einer sogenannten Konjugation. Bisher funktionierte das nach dem Zufallsprinzip, weswegen das Unternehmen VALANX Biotech eine Methode entwickelte, mit der die ausgewählte chemische Verbindung an einer genau definierten Stelle in das Protein eingebaut werden kann. Diese Modifikation ermöglicht es, die Bindung von chemischen Substanzen an Proteine kontrolliert zu steuern und so maßgeschneiderte

Website: https://www.valanx.bio/

Syntropic Medical | XISTA Science Ventures, AWS und FFG

Etwa 90 Millionen Menschen in Europa leiden an Depression. Einer Krankheit, die sowohl für die Betroffenen und ihre Familie als auch für die Gesellschaft eine große Belastung darstellt. Bisherige Standardbehandlung ist die Einnahme von Antidepressiva, diese zeigen aber nur bei der Hälfte der Patient:innen Wirkung.

Aus diesem Grund hat Syntropic Medical einen neuartigen Ansatz zur Behandlung von Depressionen entwickelt: Ihr brillenähnliches Gerät sendet flackerndes Licht aus, das im Gehirn - wie durch einen Morsecode - die Bildung neuer neuronaler Verbindungen anregt. Ein Prozess, der als neuronale Plastizität bekannt ist. Damit bietet Syntropic’s Erfindung eine vielversprechende, nicht-invasive und nebenwirkungsfreie Alternative zur herkömmlichen medikamentösen Behandlung von Depression.

Website: https://www.syntropicmedical.com/

Wingo | Squail

Die eigenen Füße nicht zu spüren und über jeden Schritt nachdenken zu müssen, begleitet Menschen mit diabetischer Neuropathie (DSPN) Tag für Tag. Durch den Ausfall der peripheren Wahrnehmung wird der sensomotorische Regelkreis unterbrochen – eine bisher unbehandelte Ursache, die ein großes Amputationsrisiko mit sich bringt.

Diese Herausforderung zu lösen, hat sich das Team von Squail zum Ziel gemacht, das in langjähriger Forschung den Prototypen Wingo entwickelt hat: ein Hightech-Wearable, das Medizinprodukt und Socke zugleich ist. Über integrierte Sensoren und Aktoren werden die Gangphasen erkannt und die benötigten Muskelgruppen zur richtigen Zeit stimuliert. So werden die Socken zu einer „Gangmaschine“, die es DSPN-PatientInnen ermöglicht, wieder schmerzfrei einen Schritt vor den anderen zu setzen.

Bilder: copyright Ben Leitner